đ„ Schluss mit der Stimmungsmache gegen das BĂŒrgergeld!
Eine sachliche Gegenrede gegen populistische Polemik und ein Aufruf zum sozialen Widerstand
đ· Einleitung:
In den vergangenen Monaten ist eine gefĂ€hrliche Entwicklung zu beobachten: Die öffentliche Debatte rund um das BĂŒrgergeld wird zunehmend von populistischer Hetze, faktenfreier Polemik und ideologisch motivierten Angriffen dominiert. Einige Politikerinnen und Politiker â insbesondere aus den Reihen der CDU und CSU â versuchen gezielt, das BĂŒrgergeld als Symbol fĂŒr vermeintliche âLeistungsunwilligkeitâ zu brandmarken. Dabei wird nicht nur mit verzerrenden Vergleichen und Halbwahrheiten gearbeitet, sondern eine Stimmung erzeugt, die Erwerbslose pauschal diffamiert und den sozialen Frieden gefĂ€hrdet.
Diese Kampagne ist nicht neu. Schon in den frĂŒhen 2000er Jahren wurden mit Ă€hnlicher Rhetorik die Hartz-Gesetze durchgeboxt â mit verheerenden sozialen Folgen. Heute erleben wir eine Neuauflage dieser Strategie: Unter dem Deckmantel angeblicher âLeistungsgerechtigkeitâ wird erneut auf dem RĂŒcken der SchwĂ€chsten Politik gemacht.
Deshalb ist es Zeit, klar Stellung zu beziehen â mit Fakten, WĂŒrde und Widerstand. Dieser Bericht analysiert zentrale Behauptungen, entlarvt sie als Mythos und ruft Gewerkschaften, SozialverbĂ€nde, Kirchen, Wissenschaft und engagierte BĂŒrger:innen auf, der Hetze gemeinsam entgegenzutreten.
đ Die populĂ€rsten LĂŒgen â und was wirklich stimmt
1. Behauptung: âArbeiten lohnt sich kaum noch â BĂŒrgergeldempfĂ€nger haben fast genauso viel wie BerufstĂ€tige.â
đĄ Zitat: CDU-GeneralsekretĂ€r Carsten Linnemann sagte am 29.04.2024:
âEs gibt Menschen, die morgens um fĂŒnf Uhr aufstehen, arbeiten gehen und am Ende weniger haben als der BĂŒrgergeldempfĂ€nger.â
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Widerlegung:
Das ist faktisch falsch. Wer arbeitet, hat in der Regel mehr Netto als jemand im BĂŒrgergeldbezug â nicht zuletzt wegen des ErwerbstĂ€tigenfreibetrags (§ 11b SGB II) und zusĂ€tzlicher Leistungen wie Kinderzuschlag oder Wohngeld.
Zahlreiche Berechnungen zeigen: Schon ein Teilzeitjob bringt deutlich mehr verfĂŒgbares Einkommen als BĂŒrgergeld. Die Berechnung des IW Köln (April 2024) belegt dies eindeutig.
2. Behauptung: âDas BĂŒrgergeld setzt falsche Anreize â es lohnt sich mehr, nicht zu arbeiten.â
đĄ Zitat: Friedrich Merz, CDU-Vorsitzender, am 15.01.2024:
âWenn der Unterschied zwischen Arbeit und BĂŒrgergeld zu gering ist, entscheiden sich manche eben gegen die Arbeit.â
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Widerlegung:
Die Entscheidung gegen Arbeit hat meist gesundheitliche, soziale oder strukturelle GrĂŒnde â nicht mangelnden Willen.
Der Anteil sogenannter âTotalverweigererâ ist verschwindend gering (<2 % laut BA). Zudem sank die Zahl der Leistungsbezieher seit EinfĂŒhrung des BĂŒrgergelds â kein Hinweis auf Anreizprobleme.
3. Behauptung: âDas BĂŒrgergeld finanziert Faulheit und ist eine Einladung zum Nichtstun.â
đĄ Zitat: Jens Spahn, CDU, im Bundestag am 10.05.2024:
âWas wir brauchen, ist nicht BĂŒrgergeld fĂŒr alle, sondern Arbeitspflicht fĂŒr alle.â
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Widerlegung:
Diese Aussage verstöĂt gegen das Grundgesetz. Es existiert keine allgemeine Arbeitspflicht in Deutschland (§ 12 GG). Wer BĂŒrgergeld bezieht, ist bereits gesetzlich zur Mitwirkung verpflichtet â inklusive Bewerbungen, MaĂnahmen und Jobs.
Wer sich dauerhaft verweigert, wird sanktioniert â auch im BĂŒrgergeldsystem. Die CDU verschweigt diese Fakten gezielt.
4. Behauptung: âWir brauchen Sanktionen und Druck â ohne Zwang passiert nichts.â
đĄ Zitat: CDU-MdB Gitta Connemann, Bundestagsdebatte 23.05.2024:
âDer Staat muss sich nicht auf der Nase herumtanzen lassen.â
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Widerlegung:
Die meisten BĂŒrgergeldempfĂ€nger sind bereits aktiv bemĂŒht, ihre Lage zu verbessern. Sanktionen wurden 2023 nur in etwa 3 % aller FĂ€lle verhĂ€ngt â meist wegen verpasster Termine. Der GroĂteil kooperiert â auch ohne Zwang.
5. Behauptung: âMit dem BĂŒrgergeld verabschiedet sich Deutschland vom Leistungsprinzip.â
đĄ Zitat: CDU-Abgeordneter Sepp MĂŒller, 12.04.2024:
âDas Leistungsprinzip wird durch das BĂŒrgergeld ausgehöhlt.â
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Widerlegung:
Wer Leistung erbringt, erhĂ€lt mehr â das bleibt unverĂ€ndert. BĂŒrgergeld ist ein Existenzminimum, kein Lohnersatz.
Wer arbeitet, hat mehr â das zeigt jede Nettoberechnung. Das Leistungsprinzip bleibt erhalten. Aber das Menschenrecht auf Existenzsicherung auch.
đ Die soziale RealitĂ€t: Armut trotz Arbeit
- Jeder 6. ErwerbstÀtige in Deutschland ist im Niedriglohnsektor beschÀftigt.
- Fast 1 Mio. Menschen arbeiten Vollzeit und mĂŒssen trotzdem aufstocken.
- Besonders betroffen: Alleinerziehende, chronisch Kranke, Langzeitarbeitslose, Menschen mit Behinderung.
đ„ CDU-SpitzenfunktionĂ€re: Selbst MillionĂ€re â aber BĂŒrgergeld angreifen?
Einige, die heute gegen das BĂŒrgergeld wettern, haben selbst ein sehr komfortables Leben â oft mit mehreren Mandaten oder Firmennetzwerken.
đ Beispiel: Friedrich Merz
Privatvermögen: >15 Mio. Euro
Vorstand bei BlackRock, AufsichtsrÀte, Lobbykontakte
†Und trotzdem hetzt er gegen Menschen mit 563 ⏠Regelsatz im Monat.
đ Beispiel: Jens Spahn
Eigentumswohnung mit Steuergeldern gekauft, zahlreiche NebeneinkĂŒnfte, Immobilieninvestments
†Und wettert ĂŒber âLeistung muss sich wieder lohnenâ.
đŽ Die wahre Frage: Warum verdient mancher mit Arbeit so wenig?
Nicht das BĂŒrgergeld ist das Problem â sondern zu niedrige Löhne, explodierende Mieten und prekĂ€re BeschĂ€ftigung.
đ Wer mit 40 Stunden Arbeit nicht ĂŒber das Niveau des Existenzminimums kommt, braucht nicht weniger BĂŒrgergeld, sondern mehr Lohn, Tarifbindung und soziale Sicherheit.
â Aufruf zum Widerstand â an alle sozialen KrĂ€fte
Wir fordern:
- Gewerkschaften wie ver.di, IG Metall, NGG
- SozialverbÀnde wie ParitÀtischer, Diakonie, Caritas, VdK
- Kirchen, Wissenschaft, BĂŒrgerinitiativen
đ Tretet öffentlich gegen diese Kampagne auf!
đ SchĂŒtzt die WĂŒrde der Menschen!
đ Sprecht Klartext in den Medien, im Bundestag und auf der StraĂe!
Wer schweigt, stimmt zu.
Wer kuscht, macht sich mitverantwortlich.
Wir brauchen eine laute, sichtbare Gegenbewegung â fĂŒr Gerechtigkeit, Respekt und soziale Demokratie.
đ Quellen und weiterfĂŒhrende Literatur:
Juraforum.de: Lexikonbeitrag BSHG
Bundestagsprotokoll 03158 vom 10.05.2024
Wissenschaftlicher Dienst des Bundestages WD-6-009-19
IW Köln â Faktencheck BĂŒrgergeld, April 2024
BA Statistik â Sanktionsquote 2023
ParitÀtischer Armutsbericht 2024